Anusara® Yoga ABC

Was hat es mit dem Yogastil Anusara® Yoga auf sich?

Das erzähle ich dir hier beim "Anusara Yoga ABC".


A - Attitude - Alignment - Action 

Anusara Yoga ist ein moderner Hatha Yogastil der ausgefeilte Ausrichtungsprinzipien mit einer lebensbejahenden Philosophie verwebt.
Anusara bedeutet mit dem Herzen oder mit Anmut fliessen, im Fluss des Lebens sein.
Die 3 As (Attitude, Alignment, Action) sind grundlegend in deinem Leben anwendbar, genauso wie auf der Yogamatte.

Attitude (Absicht, Einstellung, Intention):
Was ist dein Warum, die Kraft aus deinem Herzen hinter all unseren Handlungen.

Alignment (Ausrichtung):
das Wie, die Technik um eine Yogahaltung einzunehmen und ein erfülltes Leben zu führen.

Action (Aktion, Handeln):
das Was, das was du umsetzt und tust, das was du manifestierst.
 

 

B wie Basis

Im Anusara Yoga ist das Setzen deiner inneren und äußeren Basis der Ausdruck des 1. Prinzips "Open to Grace".

Wie beim Hausbau brachen wir ein gutes Fundament mit dem wir sicher durchs Leben gehen können um uns zu öffnen und zu entfalten.

Wenn du bewußt atmest, verbindest du dich mit dir selber und mit der Kraft des Lebens. Dein Atem ist immer und überall dein Anker ⚓ und deine Basis.

Im Anusara Yoga erdest du in Tadasana deine Füße hüftgelenksweit und parallel zueinander in den Boden.
Indem du Füße und Hände achtsam platzierst, bist du präsent und in Verbindung mit dir um allem was ist offen entgegenzutreten.

Wenn du mit dir selber in Verbindung bist, deine Gefühle und Bedürfnisse wahrnimmst, dann kannst du auch freier mit deiner Umwelt und anderen Menschen in Verbindung gehen.
 

 

C wie Core bzw. "Core to Periphery".

Im Anusara Yoga ziehen wir mit muskulärer Energie erst nach innen für Stabilität um uns aus dieser Sicherheit von unserem Zentrum aus zu öffnen und auszudehnen.

Vom Zentrum (Core) des Körpers aus nimmst du eine Yogahaltung ein, integrierst die Ausrichtung in den Gelenken und entfaltest dann in die volle Position.

Es ist ein von innen nach aussen praktizieren, lass die Asanas (Yogahaltungen) ein Ausdruck deines Inneren sein.

Viele Yogaübungen bieten die Möglichkeit deine Ganzkörpermuskulatur zu stärken, so dass du in den meisten Yogastunden auch immer deinen Core - deine Bauchmuskeln und deinen Beckenboden aktivierst.

Die Stärkung deiner Körpermitte schenkt dir Kraft für den Alltag und ein gutes Körperbewusstsein.



D wie Dharma

Im sogenannten "Dharma Talk" erzähle ich dir am Anfang der Yogaklasse etwas über das 💜-Thema der Stunde, das kann sich auf ein Thema, ein Erlebnis oder ein Zitat beziehen. Eine Geschichte aus dem Leben oder ein kleiner philosophischer Diskurs.

Im eigentlichen Sinne ist es ein Vortrag eines buddhistischen Lehrenden.

Das Wort "Dharma" lässt sich nicht wörtlich übersetzen. Er hat im Hinduismus und im Buddhismus z.T. unterschiedliche Bedeutungen und ist etwas zwischen einem Verhaltenskodex für ein moralisch gutes Leben und universeller Ordnung.

In der Yogaphilosphie bedeutet "Dharma" deine Bestimmung, der Grund, warum du auf der Welt bist.

In jeder Yogastunde hast du die Möglichkeit mit deinem Inneren und deinem Dharma in Verbindung zu kommen und zu schauen ob du auf dem Weg bist, deine Bestimmung zu leben oder ihr etwas näher zu kommen.
Deinem Herzen zu folgen kann bedeuten, ein sinnerfülltes und zufriedenes Leben zu führen.

Was ist dein "Dharma", was ist dein "Warum"?

Meins findest du auf der Startseite.


E wie Energie

⚡️Energie ist so ein Begriff 🤷‍♀️...

Das Wort Energie kommt aus dem Altgriechischen - ἐνέργεια, energeia - und hatte in der griechischen Antike eine rein philosophische Bedeutung im Sinne von „lebendiger Wirklichkeit und Wirksamkeit' oder "wirkende Kraft".

Wenn wir im Yoga von Energie sprechen, dann ist meistens nicht die naturwissenschaftliche Definition, die fundamentale physikalische Größe, die in Joule gemessen wird, gemeint. Wobei wir auf der Yogamatte natürlich auch Kalorien verbrennen 😉.

Ich persönlich gehe mit dem Energiebegriff auch gar nicht so inflationär um, wie so oft in der Yogaszene 🤷‍♀️.

Im Anusara Yoga gibt es 2 geniale Ausrichtungsprinzipien, die sich gegenseitig ergänzen:

💪 Die "Muskuläre Energie" ist das 2. Ausrichtungsprinzip, das dir Stabilität, Integration und Sicherheit verleiht:

- zieh' isometrisch zur Mittellinie, deiner Körprachse, und zum Fokuspunkt (z.B. Becken oder Herz) hin.
- stell dir vor, du ziehst die Kraft von der Haut zu den Muskeln zu den Knochen.
- von aussen nach innen.

✨ Die eher subtile "Organische Energie" komplementiert die Muskuläre Energie, indem du dich vom Fokuspunkt aus in die Weite öffnest:

- dehne dich vom Zentrum aus bis in die Füße und die Fingerspitzen aus.
- weite dich über deine Haut hinaus.
- von innen nach aussen.

Die Organische Energie schenkt dir in den Asanas mehr Freiheit und Leichtigkeit.

Im Anusara Yoga ist es immer wieder ein ausbalancieren dieser beiden Prinzipien. Dieses Pulsieren zwischen den Gegensätzen nennt man auch "Spanda".


F - Fokuspunkt

In Anusara® Yogastunden hörst du oft die Ansage: "Ziehe die Kraft zum Becken".

Das heißt, dass du mit "Muskulärer Energie" (sie auch den Beitrag von letzter Woche) deine Muskeln aktivierst und isometrisch zum Fokuspunkt im Becken ziehst.

Es gibt insgesamt 3 Fokuspunkte im Körper:

⭐ im Becken.
⭐ im Herzen.
⭐ am oberen Gaumen (Mitte des Kopfes).

Für alle Standhaltungen befindet sich der Fokuspunkt im Becken, daher wird es öfter angesagt.

Im herabschauenden Hund und beim Handstand liegt der Fokuspunkt im Herzen.

Der Fokuspunkt am Gaumen kommt seltener vor, z.B. in der Schulterstandbrücke (Setu Bhandasana), im Kopfstand und im Schulterstand.

Mit der "Muskulären Energie" ziehst du hin zum Fokuspunkt und mit der "Organischen Energie" dehnst du dich vom Fokuspunkt wieder aus.

Aktiv ist in den Asanas immer der Punkt, der der Basis am nächsten ist und/oder am meisten Gewicht trägt.

 


G - Gelenke

Die Ausrichtungsprinzipien im Anusara® Yoga haben durchaus eine wunderbare therapeutische Wirkung:

Im Körper haben wir ca. 140 Gelenke. Anusara Yoga unterstützt dich darin, gelenkschonend und verletzungsvermeidend deine für dich optimale Ausrichtung zu finden:

⭐ halte immer eine Mikrobeuge in den Gelenken (z.B. im Knie oder in den Ellenbogen)

⭐ Gelenk über Gelenk: richte dich so aus, dass in den verschiedenen Haltungen die Gelenke in einer Linie sind, z.B. im Sprinter/Ausfallschritt dein Kniegelenk über dem Fußgelenk.

⭐ schütze deine Gelenke indem du mit "Muskulärer Energie" (siehe auch den Beitrag E - Energie in meinem Feed) isometrisch nach innen ziehst. So ver�meidest du eine Belastung oder Abnutzung der Gelenke.

⭐ Integriere die Gelenke in den Gelenkpfannen, z.B. saug' die Oberarmköpfe in die Schultergelenke.

Bewegung ist das einzige, was deine Gelenke gesund und beweglich hält!

Yoga - korrekt ausgerichtet - wirkt optimal auf alle deine Gelenke, z.B.

🧘 die Knie,
🧘‍♀️ die Hüftgelenke,
🧘‍♂️ die Wirbelsäule,
🧘‍♀️ die Schultern.


H - Herzthema

💜 Ein besonderes Merkmal neben dem Alignment - und das Herzstück von Anusara Yogaklassen - ist das Herzthema💜.

Das Thema wird philosophisch aufgegriffen und findet auch in den Yogahaltungen seinen Ausdruck.
Dadurch erlebst du den Fokus der Stunde intensiver und kannst deine Erfahrung von der Yogamatte mit in deinen Alltag nehmen.

🧘‍♀️ Eine richtig gute Yogastunde ist nicht nur anatomisch gut angeleitet, sondern berührt das Herz 💜!

💛💙 Was die meisten von uns aktuell tief berührt ist der Krieg in der Ukraine. Auch mit meinen Yogastunden möchte ich in der kommenden Zeit meinen Beitrag leisten für den Frieden. Denn der beginnt in uns.
Yoga und Achtsamkeit sind gerade in dieser Zeit der Unsicherheit so heilsam um mit den Ängsten und Sorgen klarzukommen. 💛💙

Was berührt dein Herz❤️ gerade?


I - Innere Spirale

Weite & Freiheit...

Wow, das Erleben der Inneren Spirale in der Kobra (und in tieferen Rückbeugen wie dem Bogen) war ein Schlüsselmoment für mich in einem der ersten Anusara Yoga-Workshops für mich 🤩.

Die Innere Spirale schenkt dem Becken und dem Illiosakralgelenk Weite und wirkt besonders im Lendenwirbelsäulenbereich, der sonst viel zu oft (auch durch Yogaübungen!) gestaucht wird.

Durch das Zurücknehmen der Oberschenkelköpfe und dem nach Hinten und Auseinanderweiten der Sitzbeinhöcker verstärkt sich die natürliche Inwärtswölbung (Lordose) des unteren Rückens und führt zu einer besseren Aufrichtung der Wirbelsäule.
Die Lebensenergie (Prana) kann besser fliessen und wir beugen Fehlhaltungen und Verletzungen vor.

Die innere Spirale geht zusammen mit der Muskulären Energie und wird durch die Äußere Spirale komplementiert.

In den Yogastunden in dieser Woche geht es zum das Zusammenspiel von innerer und äußerer Spirale.

Das Geniale im Yoga ist ja auch, dass es nicht nur körperlich wirkt, sondern auf allen Ebenen!

Hattest du auch mal so einen (anatomischen) Aha-Moment im Yogakurs?



J - Ja zum Leben 🤩!

Anusara Yoga wurde 1997 von John Friend in den USA gegründet, der bis dahin Iyengar Yoga unterrichtet hat.

Iyengar Yoga ist ein Hatha Yogastil, der für den Einsatz von Hilfmitteln wie z.B. Blöcken, Gurten, Stühlen und Bolstern und einer sehr präzisen Ausrichtung bekannt ist. Dieses Yoga wird eher statisch geübt und die Asanas werden z.T. lange gehalten. Meine Yogalehrerkollegin im YogaRaum Marburg, Natascha, unterrichtet Yoga orientiert an der Iyengarmethode.

Auch im Anusara Yoga kommen die Yogablöcke und Gurte manchmal zum Einsatz, aber dieser moderne und undogmatische Yogaansatz ist (je nach Lehrer:in) fliessender und dynamischer.
John Friend hat im Anusara Yoga die lebensbejahende Philosophie des Tantra mit den universellen Ausrichtungsprinzipien, die auf modernen bio-mechanischen Erkenntnissen beruhen kombiniert.

In den Anusara Yogaklassen geht es darum, dass Leben so zu nehmen wie es kommt mit allen Höhen und Tiefen. Auf der Yogamatte und in deinem Alltag.

Das drückt sich im 1. Prinzip "Open to Grace" (siehe auch den Beitrag B - Basis) aus:

Sei offen, zuversichtlich habe Vertrauen ins Leben & lebe aus vollem Herzen 💜!


K - Kula

Yoga verbindet.

Kula ist ein Wort aus dem Sanskrit und bedeutet Gemeinschaft oder Familie.

Im Anusara Yoga ist die Gemeinschaft wichtig, wir unterstützen uns gegenseitig und in den Yogaklassen kreiieren wir gemeinsam den Raum und den "Vibe", der uns durch die Yogastunde trägt.

Durch 2 Jahre Pandemie ist Gemeinschaft und Verbindung mit anderen noch wertvoller geworden.

Was macht für dich den größten Unterschied zwischen Online Yoga ortsunabhängig zuhause (aber live gleichzeitig mit anderen zeitgleich) und in der Gruppe in Präsenz aus?

🙏 an 'meine' Yogakula vor Ort und weiter weg.


L - Loops

💫 Die 7 Loops im Anusara Yoga sind das Feintuning deiner Yogapraxis.💫

🧘‍♀️ Sie korrespondieren mit den 5 Ausrichtungsprinzipien (Open to Grace, Innere & Äußere Spirale, Muskuläre & Organische Energie).

Du kannst sie dir wie Energiekreise vorstellen, die sich überschneiden:

💫 Fußgelenks-Loop: Aktiviert die Fußgewölbe & die Kraft in den Beinen.
💫 Schienbein-Loop: Schützt deine Kniegelenke.
💫 Oberschenkel-Loop: Verringert Spannung in den Hüften und im unteren Rücken.
💫 Becken-Loop: bringt dein Becken in die für dich optimale Aufrichtung.
💫 Nieren-Loop: mehr Fülle im mittleren Rücken & festigt die Bauchmuskeln.
💫 Schulter-Loop: öffnet die Schultern & optimiert die Beweglichkeit der Brustwirbelsäule.
💫 Kopf-Loop: lässt die die optimale Position für deinen Kopf und Nacken finden.

🧘 In den Yogaklassen der letzten Tage haben wir mit dem Kopf- und Schulterloop geübt, die uns die Herzöffnung in den Rückbeugen ermöglichen und verfeinern.

🧘‍♂️ In den Anusara Yogaklassen ist es egal, ob die Anfänger:in bist oder fortgeschritten übst, die Haltungen werden präzise angesagt, so dass du dich nicht nur anatomisch für die optimal ausrichten kannst, sondern durch die äußere Haltung in die Verbindung nach innen finden kannst, um diese Erfahrung wiederum von der Yogamatte in deinen Alltag mitzunehmen.

M - Mantra.

🕉️ Ein Mantra bezeichnet eine heilige Silbe, ein heiliges Wort oder einen heiligen Vers, das repetitiv rezitiert wird.

In Meditationen kann ein Mantra als "Werkzeug" genutzt werden um den Fokus zu halten.

🧘 Das Anusara Yoga-Mantra, das in manchen Anusara Klassen am Anfang der Stunde gesungen wird, lautet wie folgt:

"Om Namah Shivaya Gurave
Satchidananda murtaye
Nishprapanchaya shantaya
Niralambaya tejase"

Übersetzung:
Ich verneige mich vor dem Licht, dem Guru in mir, dem inneren Lehrer
Ich bin die Verkörperung des höchsten Selbst – reine Wahrheit (Sat), reines Bewusstsein (Chit), reine Glückseligkeit (Ananada)
Diese Essenz ist immer da und erfüllt von Frieden
Sie ist von Natur aus frei und ungebunden und erstrahlt in überirdischen Glanz.

In meinen Yogaklassen singen wir eher weniger 😉, aber ich mag die Bedeutung des Mantras.

🎵 (Gemeinsames) Singen wirkt sich entstressend auf dein Nervensystem aus, denn durch die verlängerte Ausatmung verlangsamt sich dein Herzschlag. Wenn wir zusammen singen, schafft es auch ein verbindende Atmosphäre, daher singen wir am Anfang und/oder Ende der Yogastunde öfter mal das Mantra "OM".

❓ Wie stehst du zum Singen in Yogaklassen? Yay or ney?